Ein Kuchen, der eine kleine Überraschung verbirgt
"Kennen Sie die Geschichte der deutschen Studentin, die Anfang Januar in Paris ankommt, von Heißhunger überfallen wird und in die erstbeste Boulangerie, also Bäckerei, geht ? Dort ist kaum Auswahl, überall die gleichen runden Torten. 'Galette des Roi' steht auf dem Schild, 'Königskuchen' also. Na, denkt sie, unglaublich, dieser aristokratische Hang der Franzosen, und schon gönnte sich ein kleines, wohlriechendes Törtchen. Begeistert weist sie rein, und da passiert es: Ein Zahn kracht mit voller Wucht auf etwas Hartes und zerbricht. « Aïe ! », Besser gesagt, « awa » wie man hier bei uns sagt.
In Frankreich heißt das Dreikönigsfest "l’Epiphanie" ein Wort, das aus dem Griechischen kommt, 'Epiphania' und 'Erscheinung' bedeutet. Den Heiligen Drei Königen, Caspar, Melchior und Balthasar, wurde an einem sechsten Januar die Geburt des Christuskindes offenbart. Um dieses Ereignis entsprechend zu würdigen, wird die Galette des rois gebacken. Ein Kuchen aus Blätterteig und Marzipan, gebacken, und darin wird eine Fève versteckt. Na ja, ursprünglich war das wirklich eine Saubohn, also eine Fève. Also heute nimmt man dafür eine kleine Porzellanfigur. Die Franzosen sind ganz verrückt danach, und manche sammeln sie sogar. Wer das Kuchenstück mit der Figur erwischt, der ist König oder Königin. Er bekommt eine Krone aus goldener Pappe auf den Kopf, und immer, wenn er sein Glas an die Lippen führt, schreien die anderen begeistert: 'Le roi boit ! Le roi boit ! Der König trinkt. - Mögen die Wissenschaftler über den Ursprung dieser heidnischen Sitte streiten, ob sie auf die Römer zurückzuführen ist oder auf das Mittelalter, die Galette des rois ist ein nationales Heiligtum.
Eine sehr verbreitete Tradition
Ob zu Hause bei der Oma, im Betrieb, ja, gerade im Betrieb, ganz Frankreich « tire les rois », ja, man sagt « on tire les rois », man zieht die Könige mit Eifer, und meistens mit Champagner. Und jedes Jahr erzählt man zum hundertsten Mal die Kollegen, wie es in der Familie gehandhabt wird. Es gibt ja markante Unterschiede, aber meistens ist es der Jüngste, der unter dem Tisch verschwinden muss, um blind auf die Frage zu antworten: 'Rodoudou, pour qui est ce morceau-là ? 'Für wen ist dieses Stück?' « Tante Bernadette, papa »,und so weiter. Wie auch immer, das Wichtige ist, dass man die Könige zieht und darüber redet.
Wurden noch vor 20 Jahren die Könige nur am sechsten Januar gezogen, so werden sie heutzutage ununterbrochen vom zweiten bis zum 15. Januar gefeiert. Die schlauen Bäcker haben nicht verstanden, dass die einstigen Revolutionäre doch gerne alle für einen Tag König oder Königin sein wollen, und damit alle dran kommen können verkaufen sie ihre Galettes zwei Wochen lang.
Und noch eins: Passen Sie auf, dass dieses inzwischen heidnische Fest nicht noch dazu zum Etouffe-chrétien wird. ' »Etouffe-chrétien : wortwörtlich: Christen ersticken, so nennt man auf Französisch' ein Essen, das so schwer im Magen liegt, dass es jedem normalen Menschen zum Ersticken bringen würde.
Holen Sie also die Galette nur, um feinste Bäcker."